Dienstag, 28. Februar 2017

Ein Kompliment

Es gibt hier eine Seite, die nennt sich "Über mich" und auf der steht (noch) nichts... Weil es mir in diesem Fall wirklich schwer fällt, die richtigen Worte zu finden; mich zu beschreiben, ohne mein Licht unter den Scheffel zu stellen und gleichzeitig ohne überheblich zu wirken. 

Ich habe sogar schon überlegt, diese Aufgabe abzugeben und andere zu bitten, ein paar Zeilen über mich zu verfassen... und noch bevor ich diesen Gedanken zu Ende denken konnte, kam heute morgen eine Mail, mit einem unerwarteten und einem unbeschreiblich schönen Kompliment, mit einem "Über mich", das mich staunen ließ, das mich für einen Moment erahnen ließ, wer ich bin, wer ich sein kann und wie ich überhaupt wahrgenommen werde. Dass man mich bewundere, stand da drin. Mich? Ja, tatsächlich. Ich hab es schwarz auf weiß... und bevor ich mich hinsetze und ein "Über mich" verfasse, das tatsächlich von mir kommt, möchte ich, weil sie so schön sind und weil es mir erlaubt wurde, nur ein paar dieser Zeilen mit euch teilen.

Die Mail beginnt mit einem Zitat von F. Scott Fitzgerald:

She was beautiful, but not like those girls in the magazines. She was beautiful, for the way she thought. She was beautiful, for the sparkle in her eyes when she talked about something she loved. She was beautiful, for her ability to make other people smile, even if she was sad. No, she wasn't beautiful for something as temporary as her looks. She was beautiful, deep down to her soul.

Das alleine ist schon wunderschön, und ich gebe zu: Ja, hier werde ich beschrieben, so wie ich gerne sein möchte, so wie ich gerne wahrgenommen werden möchte. Aber es geht noch weiter:

Du brauchst keine Worte, um zu verstehen, sondern hast die wirkliche Gabe, das Unausgesprochene zu erkennen. Du hast etwas sehr Heilendes, und auch, wenn Du immer wieder betonst, keine Lust mehr drauf zu haben, jemanden retten zu wollen, Du tust es immer wieder. Dabei bist Du so unglaublich hartnäckig, ich will ja nicht unbedingt betonen, dass Du stur seist, dass es auch ankommt.

Okay, ich BIN stur. Das darf man auch ruhig aussprechen. Auch wenn hartnäckig natürlich eine schöne Umschreibung dafür ist...

Deine vielen Ideen, Projekte... alle hart erkämpft, egal wer oder was Dir dabei im Weg gestanden hat. Manchmal auch Du selbst. Du hast Ziele, Träume, und bist einer der wenigen Menschen, die ich kenne, die das nie aus den Augen verlieren, die dabei trotz aller Zweifel an sich selbst glauben und daran, dass am Ende alles gut wird.

Du erlaubst Dir keine Grenzen, wenn Dich doch eine einholt, dann erkennst Du die Herausforderung darin und stellst Dich ihr in den Weg.
Wir reden hier immer noch von mir, oder? Die vielen Ideen und Projekte, oh ja... aber ich habe immer wieder mal das Gefühl, zu schnell aufzugeben oder zu schnell aufgegeben zu haben. Nicht zielstrebig genug zu sein, oder auch einfach nur zu viele Ziele auf einmal zu verfolgen. Kann es sein, dass ich mich hin und wieder in mir selbst täusche? 

Sehr lachen musste ich übrigens über diesen Satz: Und auch, wenn ich gern mal nen anderen Weg einschlage, weiß ich, dass Du kopfschüttelnd nebenherläufst, das Kissen unter dem Arm, das Du mir dann unter den Hintern schiebst, damit ich nicht ganz so hart falle.
Ja, ich stelle mir so ziemlich immer alles bildlich vor und ich kann mich regelrecht sehen, kopfschüttelnd, augenrollend und vor mich hin grummelnd. Aber trotzdem dabei. 
Diese Mail hat mir den Tag versüßt, vielleicht sogar die ganze Woche. Und ich hab sie abgespeichert, nicht nur am Computer, sondern auch auf meiner eigenen internen Festplatte. 

Mir scheint, wir sind es viel zu sehr gewohnt, Kritik zu ernten, Anregungen zu erhalten oder auch einfach nur schweigend als gegeben hinzunehmen, was eben ist, dass ein Lob, ein Kompliment ganz ohne Hintergedanken uns schon mal ein bisschen aus der Bahn werfen kann. Vielleicht sollten wir das alle viel öfter tun. Jemandem sagen, dass wir ihn oder sie bewundern. Den anderen wissen lassen, was er oder sie bei uns eigentlich bewirkt. 

Und auch wenn das nur meine eigene, bescheidene Theorie ist... vielleicht ginge es uns dann auch allen miteinander ein Stück besser.

Gelesen: Ken Follett, Sturz der Titanen


Historische Romane und ich - ein Thema für sich.
Bereits vor Jahren habe ich Ken Folletts Die Säulen der Erde durchgelesen und fand es ganz okay. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Definitiv nicht okay genug, um die Fortsetzung(en) davon auch noch durchzuackern.
In Spanien las ich vor über einem Jahr dann  Die Kathedrale des Meeres im spanischen Original, in erster Linie, um die Sprache zu üben, und kam zu einem ähnlichen Schluss: ja, ganz nett.
Mittlerweile gehe ich davon aus, dass Kathedralenbau im Mittelalter (oder generell) einfach nicht zu meinen literarischen Lieblingsthemen gehört.

Aber zum Glück gibt es ja auch noch andere Bücher, die sich mit der (etwas näheren Geschichte) beschäftigen und so landete vor Kurzem  Sturz der Titanen: Die Jahrhundert-Saga, ebenfalls von Follett, auf meinem Nachtkästchen. Gut, ich gebe es zu, so richtig dicke Bücher üben einfach eine gewisse Anziehungskraft auf mich aus, und wenn dann auch noch ein schönes Cover und ein halbwegs ansprechender Inhalt vorhanden sind, bin ich viel zu schnell für einen Kauf zu begeistern. Leichte Beute also, aber sagt es nicht weiter.

Das Buch spielt im Zeitraum zwischen 1913 und 1923 und behandelt in erster Linie die Geschehnisse des Ersten Weltkriegs, den Kampf für das Frauenwahlrecht in England und die Russische Revolution. Übersetzt wurde es von Dietmar Schmidt und Rainer Schumacher. Und mir hat es gefallen. In erster Linie deshalb, weil es meiner Meinung nach gut recherchiert ist und so eine Art Geschichtsunterricht auf unterhaltsame Art bietet, aber auch deshalb, weil die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt wird, von britischen, deutschen, russischen und amerikanischen Protagonisten, und daher keine allzu einseitige Sichtweise auf die Geschehnisse zulässt.

Natürlich, wir reden hier von Follett und nicht von George R.R. Martin, das heißt, es gibt ausreichend Drama und Sex, gut verteilt auf insgesamt über 1000 Seiten, aber die Hauptprotagonisten dürfen weiterleben und am Ende wird dann doch irgendwie alles gut. Abgesehen davon, dass natürlich genau gar nichts gut wird, denn das Buch endet in Deutschland im Jahr 1923 und wir wissen ja alle, was danach kam.

Mit dem Nachfolgeband Winter der Welt habe ich bereits begonnen, und auch dieser liest sich sehr vielversprechend. Ich werde zu gegebener Zeit berichten. 

(Hinweis: Amazon-Links sind Affiliate-Links)

Montag, 27. Februar 2017

Die Nachbarin

Neulich hat mich meine Nachbarin am Gang erwischt. Ich habe sie an der Haustüre freundlich gegrüßt und bin mit ihr ein paar Schritte zum Lift spaziert, bevor ich wie immer in meiner Wohnung verschwinden wollte.

"Wissen Sie eigentlich wie alt ich bin?", fragt mich die kleine Frau und schaut mich herausfordernd an. Diese Frage stellt sie mir seit ich vor fünf Jahren eingezogen bin beinahe jedes Mal, wenn ich sie zufällig sehe, und jedes Mal entfällt mir ihr Alter wieder.
"Zweiundneunzig", antwortet sie da schon selbst und streckt fast triumphierend die Hand in die Höhe, in der sie ihren Schlüssel hält. "Und wissen's...", fährt sie fort und kommt langsam auf mich zu, "wenn man einmal so alt ist und allein ankommt...."

Und eigentlich habe ich gar keine Lust auf Smalltalk zwischen Tür und Angel, und eigentlich schiele ich schon heimlich nach meiner Wohnungstür, will meine Einkäufe verstauen und weiter arbeiten, aber dann denke ich mir plötzlich: Das könnte meine Oma sein. Oder ich in einigen Jahren, wenn ich jemals so alt werde. Also bleibe ich stehen und höre einfach nur zu, beschränke mich auf verständnisvolles Nicken und soziales Grunzen in Form von mhm, aha, natürlich. Mehr braucht es aber auch nicht.

Sie erzählt von ihrem Mann, und dass sie eine gute Ehe gehabt hätte, 56 Jahre lang. Seit 11 Jahren ist er nun schon "unter der Erde", aber so ganz gewöhnt hat sie sich immer noch nicht daran. Gleichzeitig sagt sie, dass sie sich ja nicht beklagen darf, weil es ihr im Gegensatz zu anderen immerhin finanziell gut gehe. Und dann erzählt sie - lautstark, weil sie selbst ja nicht mehr so gut hört - vom Streit mit der Nachbarin, die sie eine "alte Hexe" genannt hat, und da will ich mich erst recht nicht einmischen, aber ich sehe die Tränen in ihren Augen und bleibe, versuche zu beruhigen und zu beschwichtigen.

Wir stehen da sicher eine Viertelstunde, wenn nicht länger, und als sie am Ende ihrer Erzählungen angekommen ist, bedankt sie sich tausendfach. Dafür, dass ich einfach nur dagestanden bin und zugehört habe. "Man muss zufrieden sein", sagt sie. "Aber das können nicht alle. Meine Mutter, die hat sich umgebracht als sie 89 war." Und noch bevor ich schockiert darauf antworten kann grinst sie, fast ein bisschen verschmitzt. "Aber ich nicht!", sagt sie. "Ich warte hier, bis es soweit ist."

Ich schaue ihr nach, wie sie mit hoch erhobenem Kopf zum Lift spaziert, und ich kann nicht anders, ich muss diese kleine, große Persönlichkeit einfach bewundern und  mir eingestehen, dass mir dieses unfreiwillige Gespräch wahrscheinlich  genausoviel gegeben hat wie ihr.

Dienstag, 14. Februar 2017

Willkommen

Hier bin ich!
Endlich! Es hat mich zwar noch niemand vermisst, aber das macht rein gar nichts. Mir zumindest nicht.
Ich selbst wäre ja eigentlich schon gern viel länger hier... aber irgendwas ist ja immer...

Anfang dieses Jahres wollte ich hochmotiviert mit einem neuen Blogprojekt starten, mit einem Projekt, in dem ich meine Schreibwut nach Herzenslust auslassen kann, in dem ich Dinge, die mich beschäftigen, mit der Öffentlichkeit teilen kann, in dem ich meine Ideen vorstellen kann und das mich am Ende zu unendlichem Ruhm und Reichtum bringen wird *... oder so....

Dann scheiterte es aber zunächst einmal an einem passenden Blognamen, der zwar rückwirkend betrachtet eigentlich immer schon irgendwie da war, mir aber erst gestern wieder "zugeflogen" ist. Und abgesehen davon fehlten dann auch irgendwie die richtigen Ideen, und als die Ideen endlich kamen war die Zeit wieder knapp und als ich dann endlich wieder Zeit hatte, wollte ich sie nicht mit Schreiben verbringen und ... ich könnte ewig so weiter machen. Will ich aber nicht. Denn da sind ja noch Ruhm und Reichtum, die auf mich warten, ihr wisst ja.*

Was ich hier eigentlich will? Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung. Ich weiß  nicht wohin mich diese Reise führen wird, aber vielleicht muss ich das auch gar nicht wissen, Hauptsache ich bin endlich unterwegs. Vielleicht ist auch hier - wie so oft - der Weg das eigentliche Ziel. Wer mich begleiten will, kommt einfach mit.


* Ich habe gerade festgestellt, dass es am Anfang vielleicht für alle Beteiligten besser wäre, wenn ich meinen Sarkasmus kennzeichne. Also: Alle Sätze oder Satzteile mit * können Sarkasmus enthalten.