Donnerstag, 2. März 2017

Gleichberechtigung oder das, was wir dafür halten...

Vor Kurzem habe ich meine Dusche repariert. Im Alleingang. Was hätte ich sonst auch tun sollen? Es musste gemacht werden, einen Handwerker konnte und wollte ich mir nicht leisten und als die Entscheidung dafür erst einmal gefallen war, musste es natürlich auch sofort passieren.

Gut, ich habe in dieser Zeit mehrmals mit meinem Papa telefoniert, habe Tipps und moralische Unterstützung per Whatsapp vom Liebsten erhalten und habe das Internet zum Thema Silikonfugen, Schimmelentfernung und Mosaikfliesen quasi leer gelesen. Aber gemacht hab ich es dann selber.

Und ja, natürlich macht mich das ziemlich stolz (man stelle sich an dieser Stelle mich vor, wie ich in Tom Hanks Manier in meiner Dusche stehe und brülle: Ich habe eine Dusche gemacht!). Immerhin war es mein erstes Mal und ich wusste bis zum Schluss nicht, ob ich es auch hinbekommen würde. Gut, einen Schönheitswettbewerb gewinne ich nicht damit, das gebe ich zu, aber es scheint alles an Ort und Stelle zu sein und zu halten.

Und natürlich freue ich mich auch über anerkennende Meldungen, die von unterschiedlichen Seiten kamen und so oder so ähnlich lauteten:

"Wer macht das? Du selbst? Toll!"
"Ich bewundere dich echt, dass du dir das zutraust."
"Wahnsinn, ich könnte das wohl nicht!"

Gleichzeitig drängt sich mir da aber auch eine Frage auf: Hätte man das auch zu einem Mann gesagt? Oder geht man automatisch davon aus, dass Männer - unabhängig von ihrem handwerklichen Geschick - sich um solche Sachen selbst zu kümmern haben, während Frauen eher diejenigen sind, die professionelle Hilfe holen und maximal hinterher aufräumen und putzen?

Und dazu fällt mir eine Szene ein, in der ich meine eigenen Gedankengänge hinterfragt habe, nämlich jene, als vor ein paar Wochen ein junger Mann in die U-Bahn stieg, allein, mit einem schlafenden Baby in einer Bauchtrage. Mein erster, unreflektierter Gedanke dazu war: Oh toll, ein Papa, der sich um sein Kind kümmert!
Und mein zweiter: Hatte ich so einen Gedanken jemals bei einer Frau, die ich mit einem Kind gesehen hatte? Nein, um ehrlich zu sein, noch nie...

Für mich persönlich lässt das nur einen Schluss zu: Vielleicht habe ich mich ja geirrt. Vielleicht sind wir in unserem aufgeschlossenen Land trotz Genderwahn und umgeschriebener Bundeshymne doch noch nicht so weit mit Gleichberechtigung wie ich dachte. Weil diese, wie so vieles, nicht mit Gesetzen und Vorschriften beginnt, sondern in den Köpfen jedes/jeder einzelnen von uns.

Und damit mich hier niemand falsch versteht: Ich finde es gut, wenn wir Anerkennung für die Dinge bekommen, die wir leisten, wie auch immer diese aussehen mögen. Ich fände es nur schöner, wenn wir diese auch unabhängig von unserem Geschlecht und unserer Tätigkeit bekommen würden. Also, wenn ihr das nächste Mal dran denkt: Lobt doch mal eine Mutter dafür, wie gut sie sich um ihr Kind kümmert und wieviel Zeit sie sich dafür nimmt. Sprecht doch auch mal Anerkennung für die handwerklichen Tätigkeiten eines Mannes aus, unabhängig davon, ob das Ergebnis perfekt ist oder nicht. 

Ich werde auf jeden Fall versuchen, meine eigenen Ratschläge dahingehend zu berücksichtigen.

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